Die Geschichte des archäologischen Parks Campona
Nur wenige wissen, dass der Name des Einkaufszentrums Campona – was für sein Tropicarium berühmt ist – kein wohlklingender Phantasiename ist. So wurde nämlich das am Limes liegenden Auxiliarkastell und die Siedlung der Römer genannt. Es ist auch nicht bekannt, dass dieses Kastell der Schauplatz eines historischen Ereignisses mit imperialer Bedeutung im 4. Jahrhundert war, was auch die römische Geschichtsüberlieferung aufbewahrt hat. Dieses römische Kastell, was längst nur von archäologischen Ausgrabungen bekannt war, hat seinen Traum 90 Jahre nach seiner Entdeckung geschlafen, sein Ort wurde von Natur erobert und nur Experten beziehungsweise diejenigen, die sich für die Lokalgeschichte von Nagytétény interessieren, wussten, was für ein Wunder liegt unter der Erde. Kürzlich hat sich die Möglichkeit der breiten Öffentlichkeit eröffnet, dieses Kastell aus der Römerzeit mit sehenswerten Ruinen und einer spannenden Geschichte kennenzulernen. Mit der Einrichtung eines archäologischen Ausstellungsgeländes und eines Besucherzentrums hat sich das Ungarisches Nationalmuseum im Jahre 2022 zum Ziel gesetzt, dieses lang vernachlässigte Denkmal für den Tourismus zugänglich zu machen. All dies trägt zur erneuten Aufnahme der archäologischen Forschungen vor Ort bei, beziehungsweise die Ruinen des römischen Kastells werden sich mit der zukünftigen Weiterentwicklung des Ausstellungsgeländes zu einem spektakulären kulturellen und touristischen Ziel entwickeln.

Entdecken wir Campona!

Lapidarium
Neben den im Ausstellungsgelände präsentierten Steinwerken sind im Lapidarium zusätzlich 16 geschnitzte, römische Steinwerke zu sehen, die ebenfalls in Nagytétény und dessen Umgebung gefunden wurden. Ungefähr ein Drittel aller bekannten römischen Steinwerken aus Nagytétény wurde an der Ausstellung angelegt. Der Zustand dieser Steindenkmäler ist bruchstückartig und abweichend, weil sie meist nicht an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort, sondern in ihrer Wiederverwendungsort gefunden wurden. In spätrömischer Zeit wurden die früher geschnitzten Steine als Baumaterial  verwendet, also meist in Mauern eingebaut oder zur Zusammenstellung von Gräber benutzt. Dazu wurden sie gebrochen oder auf die gewünschte Größe geschnitten. Die ausgestellten Steindenkmäler stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. und deren Material ist hauptsächlich Kalkstein, der in der Gegend von Budapest abgebaut wurde. Von Typ her sind sie Grabstelen, Sarkophage, Bauinschriften, Altäre beziehungsweise mit Reliefe und Schnitzarbeiten geschmückte Bauelemente, darunter ein Säulenkapitell wurde auch angelegt. Die ausgestellten Werke repräsentieren zwar nicht die Gesamtheit der römischen Schnitzarbeitentypen, dennoch erhalten wir einen erstklassigen Einblick in das gesellschaftliche und religiöse Leben, die Bestattungsrituale und die Kunst der Steinmetzen des römischen Vorgängers von Nagytétény, des Kastells von Campona und der umliegenden Zivilsiedlung. Unter den ausgestellten Werken wurden auch einige Besonderheiten präsentiert, die von den besseren finanziellen Verhältnissen und dem feinsinnigen Gesmack einiger Einwohner von Campona zeugen. Neben den Schnitzarbeiten ist die Vielfältigkeit der Inschriften auch hervorragend. Die Gravur der Buchstaben umfasst den Zeitraum vom Beginn des 2. Jahrhunderts bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts. In der Texte erscheinen einheimische Kelte und ihre Nachkommen sowie eingesiedelte römische Bürger, eingesiedelte thrakische Soldaten und Freigelassenen.

Spielplatz
In der Nähe eines der Ecktürme des römischen Kastells, am Eingang des Besucherzentrums empfängt ein kleiner Spielplatz die Familien mit kleinen Kindern. Die Erlebniselemente dieses Spielplatzes wurden von der Baukunst des römischen Kastells und der Liebe der Menschen der Antike zu Pferden inspiriert. Die Hauptattraktion des Spielplatzes, der in einem großen Sandkasten unter schattigen Bäume eingerichtet wurde, ist der an Türme und Kastellmauern erinnernde römische Lagerabschnitt, derer Entdeckung durch eingebaute Geschicklichkeitsspiele, Entwicklungsspiele und Klettergerüste vergnüglich ist. Auf Federpferde springend können sich die Kleinsten in das abenteuerliche Leben der römischen Reitersoldaten hineinversetzen.

Besucherzentrum
Folgen Sie dem römischen Helm! Rund um das Schloss Nagytétény gibt es Wegweiser, die in römischen Helmgesichtern enden und dabei helfen, dem Besucher durch das Tor vom Szent Flórián Platz zum Besucherzentrum gelangen zu können. Das Besucherzentrum „Campona Victrix – Siegreiches Campona” wurde hinter dem barocken Schloss, in dem ehemaligen Gutsstallgebäude eingerichtet. Nach seiner Renovierung funktioniert es heute als ein Empfangsgebäude, das für alle Besucherbedürfnisse geeignet ist. Der zentrale Empfangsbereich des Gebäudes bietet Gelegenheit zur Erfrischung und zur Entspannung. Außer dem Buchangebot und den Souvenirs vom Ungarisches Nationalmuseum sind auch Publikationen über Campona aus der Römerzeit im Museumshop zu finden. Zum Besucherzentrum gehört ein Aktivitätsraum, der für Veranstaltungen, Konferenzen, Vorführungen und Sonderausstellungen ebenfalls geeignet ist. In der Spielecke können die Kinder Helme und Rüstungen römischer Soldaten anziehen. Mithilfe von Repliken und Plastikwaffen können sie ausprobieren, wie schwer ein römischer Reiterschild ist und wie man den fürchterlichen Glaudius der Römer schwingen kann. Mithilfe der Spielzeugfiguren, die römische Familien und Soldaten darstellen und der eigenen Phantasie können sie sich in der fabelhaften Welt des römischen Reiches fühlen. Die visuelle Hauptattraktion des Besucherzentrums ist eine Ausstellung, die die Besucher in die römische Vergangenheit von Nagytétény einführt. Die zum Besucherzentrum gehörende Freilichtbühne bietet die Möglichkeit, Theateraufführungen, altertümliche Musikvorspiele oder sogar Konzerte zu veranstalten.

Ausstellung
Der attraktivste Teil des Besucherzentrums ist die Ausstellung, die die Besucher durch Maketten, 3D Rekonstruktionen, Filme und Kunstkopien in die römische Vergangenheit von Nagytétény einführt. Sehenswerte Grafiken demonstrieren die architektonischen Besonderheiten des römischen Auxiliarkastells von Campona und dessen verschiedenen Stationen seiner Entwicklung zu einem Kastell. Eine verkleinerte Rekonstruktion eines Pfeilgeschützes präsentiert die Entwicklung des römischen Fernkampfs. Da im Campona eine Hilfstruppe berittener Bogenschützen garnisonierte, basiert die Ausstellung auf die Popularisierung der Kavallerie der römischen Armee, des Reiterkastells beziehungsweise der antiken Kulturgeschichte der Pferde. Die Besucher können mit der Kampfweise, der Ausrüstung und der Waffen der römischen Reiterei bekannt werden. Außerdem können sie eine Antwort auf die spannende Frage erhalten, wo die Pferde innerhalb des Kastells untergebracht wurden und wie ihre natürliche Bedürfnisse berücksichtigt wurde. Über die römische Armee ist es nur für wenige bekannt, dass auch Einheiten von berittenen Bogenschützen darin dienten, von denen die meisten gerade in den Pannonischen Provinzen garnisonierten. Neben ihrer außerordentlichen Bewaffnung und speziellen Ausbildung sind ihre Schießtechniken auch bemerkenswert, die in der Ausstellung präsentiert werden. Im Jahr 322 n. Chr. war Campona der Schauplatz einer solchen Schlacht, in der Konstantin der Große persönlich über den Sarmaten triumphierte, die das Kastell belagerten. Dieses historische Ereignis hatte eine imperiale Bedeutung. Der Name von Campona wurde sogar in ein Gedicht aufgenommen, in dem der Triumph eines Kaisers gepriesen wurde. Das Ziel der Ausstellung ist, um diesen Triumph so weit wie möglich bekannt zu machen, darunter mit einem Live-Action-Kurzfilm.

Park
Der vom Besucherzentrum erreichbare archäologische Park präsentiert das von Mauern, Zwischentürmen und Toren begrenzte Gebiet des römischen Reiterkastells, die ehemaligen Gebäude und die Hauptstraßen von Campona durch gebauten und gärtnerischen Geräte und spektakulären virtuellen Rekonstruktionen. Der Park befindet sich größtenteils im Gebiet des ehemaligen Obstgartens des Schlosses. Die Eigentumsverhältnisse und das unbebaute Gebiet haben dazu beigetragen, dass wir das Kastell von Campona und dessen Bauperioden durch umfangreiche archäologische Forschungen zwischen 1949 und 1960 sowie 1995 und 2003 kennenlernen konnten. Mithilfe von Verkehrswege, die entlang der Hauptstraßen des Kastells verlaufen, können wir das dem Feind zugewandten südlichen Hauptportal des Kastells entdecken, was aus zwei Toröffnungen, einem Torhaus und zwei Tortürme bestand. Durch das Tor gelangen wir zur breiten Hauptstraße des Kastells, die von einem überdachten, von Säulen getragenen Bürgersteig und einem langen Gebäude begleitet wird. Die Straße führte zum Zentralgebäude (principia) des Lagers, was das religiöse und administrative Zentrum der hier garnisonierten Legion war. Die Straße, die hinter der Lagermauer und am Fuß des Erdwalls verläuft, führt den Besucher zu einem der Zwischentürme und auch dem Osttor (porta principalis sinsitra) des Lagers. Im 4. Jahrhundert wurde das Lager zum Kastell umgebaut, seine Mauer erhöht und mit neuen Türmen ausgestattet. An den Ecken wurden Türme errichtet, die einem geöffneten Fächer ähneln. Die Mauern des südöstlichen, fächerförmigen Turmes, die über die Erdoberfläche erhoben wurde, sind vor dem Besucherzentrum gegenüber dem Spielplatz zu sehen. Die Perioden des Reiterkastells aus den 2. und 3. Jahrhunderten beziehungsweise die Rekonstruktionen des Kastells aus dem 4. Jahrhundert sind am Nordzaun des Parks ausgestellt. Mithilfe von 3 Fotopunkten kann sich der Besucher innerhalb des Kastells positionieren und an Ort und Stelle sehen, wie das Kastell von Campona zu Beginn des 3. Jahrhunderts aussehen könnte.     

Besucherinformationen

Öffnungszeiten

Hinsichtlich der aktuellen Staatshaushalt- und Energiesituation ist die Ausstellung des archäologischen Parks in der Zeit von November bis Februar nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten geöffnet. Die Dauerausstellung im Besucherzentrum kann zu einem vorher vereinbarten Zeitpunkt nach Einzel- oder Gruppenanmeldung besichtigt werden.

Die anderen visuellen Elemente des Parks, das Lapidarium, die Fotopunkte beziehungsweise das Spielplatz sind von 8.00 bis 16.00 Uhr wochentags geöffnet.

Adresse: 1225 Budapest, Nagytétény, Szent-Flórián-Platz (neben dem Schlossmuseum Nagytétény)

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